Die Orgel der Jesuitenkirche Wien


 Die Geschichte des Orgelprojektes

 

Die Errichtung der neuen Orgel von Hartwig Späth erfolgte im Rahmen der Generalsanierung des alten Universitätsviertels und als Abschluss der Sanierung des 1704 vom Jesuitenbruder Andrea Pozzo gestalteten Kirchenraumes. Schon 1983 setzte sich die Revitalisierungsgesellschaft Alte Universität das Ziel die Jesuitenkirche als bedeutendes barockes Kultur- und Baudenkmal einer entsprechenden Nutzung und Revitalisierung zuzuführen und die Kirche wieder mit einer funktionierenden Orgel auszustatten.

 

Das Wirtschaftsministerium stellte für die angelaufene Generalsanierung unter Architekt Friedmund Hueber die finanziellen Mittel im Bundeshochbau zur Verfügung; am 29.4.1998 konnte Herr Bundesminister Dr. Farnleitner auch den Orgelneubau zusagen. Nach einem Internationalen Wettbewerb erging der Auftrag am 8.11.2000 an den Bestbieter nach den Kriterien Klang, Technik, Gestaltung und Preis, an den Freiburger Orgelbauer Hartwig Späth.

 

Nach langen intensiven Planungen wurde die neue Orgel in der Werkstätte in March-Hugstetten bei Freiburg im Breisgau gebaut, zur Probe auch komplett aufgebaut, dann wieder zerlegt und in Containern nach Wien gebracht. Unter dem Läuten der Kirchenglocken und dem Segen des Kirchenrektors Pater Gustav Schörghofer hielt die Orgel, ihre Teile gemeinsam von freiwilligen Helfern getragen, Einzug in die Jesuitenkirche. Nach dem neuerlichen Aufbau auf den Emporen vollendeten Orgelbauer, Kunsttischler, Holzschnitzer, Vergolder, Stuckateure, Glaser, Elektriker und zuletzt der Intonateur Janke das Werk.

 

Die Orgel

 

Das imposante Orgelgehäuse über 2 Emporen ist unter Wiederverwendung historischer Teile komplett neu gefertigt und nimmt Rücksicht auf die Formensprache der Architektur Pozzos und die Lichtführung zum Altar.

 

Klanglich orientiert sich die Orgel an französisch-romantischen Vorbildern, im Sinne des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, der im 19. Jahrhundert die bedeutendsten Orgeln Frankreichs schuf. Als Referenzinstrument hinsichtlich der Klanggestaltung diente die von ihm 1880 erbaute Orgel in St. François-de-Sales in Lyon.

 

41 Register auf 3 Manuale und Pedale verteilt, 2745 Pfeifen (150 labiale Holzpfeifen, 2125 labiale Metallpfeifen, sowie 470 Zungenpfeifen). Die Gesamtlänge der größten Pfeife beträgt 6,20 Meter, die kleinste Pfeife hat eine Tonlänge von nur 8 Millimetern. Die Gesamthöhe des Orgelwerkes beträgt 11,85 Meter, die maximale Tiefe ca. 3,50 Meter.

 

I. Grand Orgue

Montre 16'

Montre 8'

Flûte harmonique 8'

Bourdon 8'

Violoncelle 8'

Prestant 4'

*Doublette 2'

*Cornet (ab g°) 8'

*Fourniture 2'

*Bombarde 16'

*Trompette 8'

II. Positif

Diapason 8'

Cor de nuit 8'

Salicional 8'

Unda maris (ab c°) 8'

Prestant 4'

Flûte douce 4'

*Nazard 2 2/3

*Quarte de Nazard 2'

*Tierce 1 3/5'

*Plein Jeu 1 1/3'

*Clarinette 8'


III. Récit expressif

Bourdon doux 16‘

Flûte traversière 8‘

Bourdon 8‘

Viole de Gambe 8‘

Voix céleste (ab c°) 8‘

Flûte octaviante 4‘

Voix humaine 8‘

Basson et Hautbois 8‘

*Octavin 2‘

*Carillon 2 2/3‘

*Trompette harmonique 8‘

*Clairon harmonique 4‘

Pédale

Basse acoustique 32‘

Contrebasse 16‘

Soubasse 16‘

Flûte 8‘

*Bombarde 16‘

*Trompette 8‘

*Clairon 4‘


Koppeln:

Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Suboktavkoppel (Octaves graves) Récit expressif

Spieltisch nach Cavaillé-Coll
Spieltisch nach Cavaillé-Coll